Freitag, 13. März 2009

Ich hab langsam genug vom Blog

Nun sitze ich schon geschlagene 10 Minuten vor dem Laptop und finde einfach keinen Anfang. Wo soll ich anfangen? Soll ich zuerst schreiben, dass ich dieses Thema saublöd finde? Oder soll ich zuerst etwas zum Thema schreiben und erst dann meinen Frust ablassen? Nicht dass mich die Natur nicht interessiert, aber langsam hängen mir diese Schreibaufträge zum Hals raus. Wir haben jetzt dann langsam genug reflektiert, wann kapiert ihr das endlich! Und wir haben im Moment auch genug besseres zu tun, als uns jede Woche 1500 Zeichen zu irgendeinem "Finde-dich-selbst-Thema" aus den Fingern zu saugen!

Die Frage vom Anfang hat sich wohl erübrigt. Der Frust war stärker, nun also zum geforderten Thema dieses Wochenauftrages: meine Wahrnehmung der Natur. Die Natur bedeutet mir schon seit jeher sehr viel. Es kommt oft vor, dass ich eine Art Ursehnsucht nach der Natur spüre und auf dem direktesten Weg in einen Wald muss. Diese Sehnsucht lässt sich mit der Sehnsucht nach einer geliebten Person vergleichen. Man kann an nichts anderes mehr denken, spürt ein Kribbeln in den Fingerspitzen und will sofort zu ihr. Dieses Verlangen spüre ich oftmals nach der Natur.

Während meiner Pubertät war diese Sehnsucht besonders stark. Beinahe jedes Wochenende bin ich mit dem Velo und später dann mit meinem Pfupf raus in die Natur gefahren. Hab mir Zuhause ein paar Brote gestrichen und etwas für übers Feuer mitgenommen und bin in irgendeinen Wald rund um Gossau. Damals kannte ich sie alle wie meine Hosentasche. Den Rütiwald, den Buechenwald, den Lätschenwald, den Sommersbüelwald und den Wald beim Tannenberg. Ich könnte heute noch blind durch diese Wälder gehen. Wenn ich mir einen Platz ausgesucht hatte, suchte ich Holz, machte mir ein Feuer, ass was und legte mich dann schlafen. Manchmal besuchte mich meine Familie nach ein paar Stunden. Ich denke, sie fanden es etwas komisch, dass ihr 14-jähriger Sohn am Sonntag den ganzen Tag irgendwo in den Wäldern rumliegt, anstatt dem Alter entsprechend Zuhause TV zu schauen, zu gamen oder Terror zu machen. Vielfach baute ich mir auch Hütten. Irgendwo im Wald fand man immer abgesägte Tannenäste und ein paar Gitternetze (von wo die wohl immer herkamen??).

Einmal bekam ich es mächtig mit der Angst zu tun. Ich sträunte einem Kater gleich wieder einmal kreuz und quer durch einen Wald, als ich plötzlich ein paar Meter hinter einem kleinen roten Auto zum Stehen kam. Das Auto war ziemlich gut zwischen den Bäumen verborgen. Ich frug mich, wer hier bloss ein Auto parkiert. Plötzlich merkte ich, dass da ein Mann bewegungslos hinter dem Steuer sass. Er war nicht tot, dafür sass er zu aufrecht. Ich wusste nicht, ob er mich bemerkt hatte, da ich in seinem Rücken, knapp hinter dem Kofferraum, war. Den Puls auf 200, rannte ich davon, nur möglichst schnell zu meinem Velo und dann auf schnellstem Weg nach Hause. Zu unheimlich war mir dieses Auto, versteckt zwischen Bäumen und dann noch dieser Mann, der regungslos am Steuer sass. Ich habe es zwar meinen Eltern erzählt, aber irgendwie war das alles ganz schnell wieder vergessen. Zwei Wochen später las ich in der Zeitung, dass in dem Wald, wo ich das Auto gesehen habe, eine rumänische Diebesbande ausgehoben wurde. Sie wohnte seit längerer Zeit in diesem Wald. Der Mann in diesem Auto war wohl sowas wie eine Wache und passte auf das Auto auf. Was, wenn ich 10 Meter mehr links gelaufen wäre und mein Weg vor anstatt hinter dem Auto durchgeführt hätte? Was, wenn mich der Fahrer hätte flüchten sehen und mich verfolgt hätte? Was, wenn ich jetzt schon längst 1500 Zeichen geschrieben hätte? In allen Fällen wohl: schnell weg hier!

7 Kommentare:

  1. Salut Carlo

    Dein Text erinnert mich stark an meine Kindheit. Ich habe auch sehr viel Zeit im Wald verbracht. Vielleicht ist man als Kind, der Natur viel näher als man es später je wieder sein wird. Ich bin mir nicht sicher, ob die Kinder heute auch noch so viel Zeit im Wald verbringen? Im Wald könnten so viele Erfahrung gemacht werden. Eigentlich ist doch die Natur die beste Lehrerin. Ich finde gerade Waldschulen und Waldkindergärten sollten noch viel mehr gefördert werden. Es wäre eine guter Schritt für die Schulentwicklung, wenn man einen Weg zurück zur Natur finden würde.

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  2. hoi carlo mir gehts wie dir. ich nerve mich nur noch über diese nichts-aussagenden blogs, die geschrieben werden, damit die ph zufrieden ist. ich habe diese woche den blog nicht zum pflichtauftrag gemacht, sondern nur um zu sagen, dass ich diesen auftrag lächerlich finde und ihn nicht machen werde....

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  4. Hallo Carlo!

    Ich verstehe dich total. Mir geht es oft nicht anders. Ich mache diese Aufträge einfach, damit die PH zufrieden ist. Aber das ist ja nicht das erste Mal, dass es so ist. Ich habe mich damit abgefunden. Durch diese Aufträge hat sich in meinem Leben nichts geändert. Ich bin dadurch nicht ein besserer Mensch geworden. Ich lebe genau gleich wie vorher weiter.

    Ich möchte dir einfach sagen, dass ich es toll fine, dass du den Mut gefunden hast, das auszusprechen. Vielleicht hätte ich eine andere Wortwahl benutzt, aber grundsätzlich bin ich mit dir einverstanden.

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  5. Hallo Carlo

    Dein Blog hat mich tief berührt. Auf welches Instrument sind wir bloss gespannt und welcher Geiger hat uns in der Hand...

    Ich war vorerst auch nicht sehr überzeugt von diesem Schreibanlass, aber dann hat mir das Verweilen in der Natur doch sehr gut getan. Vorallem nach deiner abenteuerlichen Geschichte, fühlte ich mich selbst in meine Kindheit zurückversetzt und ich konnte plötzlich das Tannenkräs riechen und die Rinde der morschen Bäume. Was war ich damals nur für ein Hans Spring ins Feld. Keine Hecke zu hoch und kein Baum unerklimmbar. Jeden Abend brachte ich dreckige Kleider nach Hause und hatte überall Schrammen. Stets waren wir im nahen Wald oder auf den Wiesen und spielten verschiedene Spiele.

    Ich mag mich als Kind auch erinnern, als ich noch grosse Angst hatte von den Räubern im Wald und dem Gesindel das sich draussen herumtreibt.

    Komisch, dass ich heute so wenig Zeit in der Natur verbringe im Gegensatz zu früher. Ich sollte wirklich vermehrt wieder in der Natur herumstreifen. Vielleicht ja wieder einmal mit dem lieben Carlo...

    Gruz

    Yves Thoma, LG06C, 19.3.09

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  6. Guten Morgen Carlo

    Ich war als Kind auch oft tagelang draussen in der Natur. Schön, dass du dich ganz alleine im Wald verweilen konntest.
    Komisch finde ich, dass Rousseau (ich glaube, es war er) im 17./18. Jahrhundert schon gesagt hat "retour à la nature." Er hat also damals schon gedacht, es müsse alles wieder „natürlicher“ werden. Wir stellen jetzt im Vergleich zu unserer Kindheit wiederum einen grossen Unterschied fest. Fragt sich, wie die Situation in weiteren 400 Jahren aussehen wird. Vielleicht hat sich die Situation bis dann aber auch schon so zugespitzt, dass es gar keine Wälder mehr gibt und sich den Kindern in Zukunft diese Chance gar nicht bietet. Diese etwas dramatisch dargestellte Situation wird sich hoffentlich nicht bewahrheiten, da den Menschen sonst viele wunderbare Momente fehlen würden.

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  7. Hoi Carlo
    Du hast ein echtes Talent zum Schreiben. Ich geniesse es jedes Mal deine Posts zu lesen, weil immer etwas Wahres dahinter steht. Auch ich muss diese Kommentare verfassen (auch wenn etwas zu spät). Aber wenigstens kann ich etwas spannendes lesen, wenn ich deine Posts lese.
    ;-) Ich finde es toll, wie du reflektierst!
    LG
    Noemi

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